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JVS Bremer Straße im Winterschlaf – Frühlingserwachen gesichert

Winterbild der JVS Bremer Straße vom Dezember 2016 (2017 gab’s ja noch keinen Schnee 😉

Kurz vor dem Jahresende 2017 wurde das Ergebnis des Interessenbekundungsverfahrens für den Betrieb der Jugendverkehrssschulen im Bezirk Mitte mitgeteilt: die gemeinnützige GmbH Wendepunkt wird für drei Jahre beauftragt, die JVS Bremer Straße in Moabit, wie auch die JVS Gottschedstraße in Wedding, zu betreiben.

Zitat: „Das für den Weiterbetrieb der Jugendverkehrsschulen in Mitte durchgeführte Interessenbekundungsverfahren ist erfolgreich abgeschlossen worden. Als künftige Betreiberin wurde die Wendepunkt gGmbH ausgewählt, die die beiden Standorte in der Bremer Straße und in der Gottschedstraße betreiben wird. Der Vertrag beginnt am 01.01.2018 und hat eine Laufzeit von drei Jahren.“
Quelle:
Newsletter (des Schul- und Sportamtes Mitte, Stadtschulrat Carsten Spallek) Nr. 7/2017“

Alle für Kinder und Verkehrsicherheit Engagierte können sich freuen, besonders die AG JVS der Stadtteilvertretung Turmstraße (in der auch Nicht-STV-Mitglieder tatkräftig mitarbeiten). Denn seit dem Sommer 2014 haben sie gegen die Schließung der JVS Bremer Straße mit Argumenten gekämpft. Im Jahr 2016 kam Unterstützung durch die Änderung des Berliner Schulgesetzes: auch Jugendverkehrsschulen gehören seitdem zu den Pflichtaufgaben der Bezirke. Zusätzliches Geld vom Senat gibt es auch, beispielsweise für die Sanierung von Fahrbahnen. 2017 endet mit einem hoffnungsvollen Ausblick auf die nächsten drei Jahre!

30.12.2017
B. Nake-Mann

Politischer Poker um Erhalt der Jugendverkehrsschule Moabit geht weiter

BVV-Anträge zur Jugendverkehrsschule im Frühjahr 2016

Im März 2016 hatte die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) von Mitte den Antrag der LINKEN an das Bezirksamt „JVS Bremer Straße 10 nicht schließen!“ mit großer (überraschender) Mehrheit angenommen. Dann wurde in der BVV im April der Antrag des Bezirksamtes (BA), die Jugendverkehrsschule Bremer Straße in Moabit zu schließen, mit deutlicher Mehrheit abgelehnt. Doch damit ist die JVS Moabit in der Bremer Straße 10 noch nicht gerettet und ihr Betrieb nicht verbessert.

Denn weiterhin will der Bezirksbürgermeister das Gelände bebauen. Weiterhin behauptet die Schulstadträtin, dass   e i n e   JVS  (in Wedding) für ganz Mitte ausreiche. Weiterhin wird die Nutzung der JVS Bremer Straße durch das Schulamt abschreckend gestaltet. Beispielsweise: Offizieller Saisonbeginn war: nach den Osterferien. Also am 4. April 2016. Aber erst Mitte April wurde das Wasser in den Toiletten im Schulungshäuschen wieder angestellt. Mehrmals hat die „Arbeitsgruppe JVS“ die Reparatur von Fahrrädern angemahnt: erst kürzlich hat die Schulstadträtin für Ende Juni 2016 einen beauftragten Reparateur in Aussicht gestellt … dann beginnen bald die Sommerferien. – Umständliches Schlüsselabholen und -zurückbringen für die Lehrkräfte, wie gehabt.

Thematische Stunde zur JVS Moabit in der BVV am 16. Juni 2016

                 Anfrage und Anträge
In die Sitzung der BVV am 16. Juni hatte die Fraktion Die LINKE eine Große Anfrage und zwei Anträge zu den Jugendverkehrsschulen in Mitte eingebracht. Die Große Anfrage „Nicht auf Landesmittel …verzichten!“ (Drs. 2787/IV) thematisiert die falsche Zahl der aktiven Jugendverkehrsschulen in Mitte in der Senatsvorlage über „Außerschulische Lernorte“. Darin ist für Mitte nur eine JVS (im Wedding) genannt. Mitte riskiert also, von der zugesagten Senatsförderung für außerschulische Lernorte nur Fördermittel für eine JVS zu erhalten. Was hat das Bezirksamt unternommen, um die Fehlinformation zu korrigieren?
Der Antrag „JVS Bremer Straße sichern ….“ (Drs. 2786/IV) ersucht das Bezirksamt, den Betrieb der JVS Bremer Straße zu gewährleisten, auch in den Sommerferien, und für eine nachhaltige Sanierung Mittel ausfindig zu machen. Beispielsweise habe die Stadtteilvertretung Turmstraße das BA auf AZ- und Sanierungsmittel hingewiesen. (Anmerkung BN-M: Die JVS Moabit liegt im Wahlbereich der STV Turmstraße!)

Der zweite Antrag der LINKEN ersucht das BA, das „Infrastrukturkonzept für die Mobilitätserziehung im Bezirk Mitte“ vom Mai 2015 fortzuschreiben (Drs. 2792/IV). Mit der Verankerung der Jugendverkehrsschulen im Berliner Schulgesetz, mit dem offensichtlich wachsenden und erweiterten Bedarf und stadtentwicklungspolitischen Anforderungen an diese Bildungsinfrastruktur sei die Notwendigkeit der Fortschreibung klar. Auch wird das BA ersucht, „an der Fortschreibung des Konzeptes Kitas, Schulen und die Schulaufsicht sowie weitere Bildungseinrichtungen, Nachbarschaften und interessierte Bürgerinnen und Bürger zu beteiligen“. (Anmerkung BN-M: und nicht nur „Im Rahmen der Umsetzung der Maßnahmen wird es Bürgerbeteiligungsverfahren geben ….“ O-Ton BA in der VzK 1687).

                  Antworten, Ausreden und Abstimmungen
Bezirksschulstadträtin Sabine Smentek eröffnete die „Thematische Stunde“ mit dem Vorwurf an die BVV, dass die Ablehnung der Schließung der JVS Moabit die Sanierung der JVS Wedding ebenso verhindert hätte wie eine Verbesserung der Verkehrsserziehung durch eine „Mobile JVS“ – damit ist ein LKW gemeint, der mit Verkehrszeichen, Fahrrädern und Helmen zu Schulen fährt, die einen geeigneten Schulhof oder Straßenraum fürs Üben haben.

Die Große Anfrage beantwortete sie so: Wir (Schulamt) sind nicht gefragt worden, haben also auch nicht geantwortet, dass Mitte nur eine JVS habe. Nicht wir, die Senatsverwaltung ist verantwortlich. Telefonisch habe man mit der Zuständigen in der Bildungssenatsverwaltung gesprochen und erfahren, dass nun Qualitätsstandards für Jugendverkehrsschulen als Grundlage für die Mittelvergabe erarbeitet werden. In die abzuschließenden Zielvereinbarungen könnten auch zwei Jugendverkehrsschulen von Mitte einbezogen werden.

Für die antragstellende LINKE bedauerte Petra Schrader, dass die Schulstadträtin nicht auf das konstruktive Angebot eingegangen ist, zum Wohl des Bezirks das „Infrastrukturkonzept Mobilitätserziehung“ fortzuschreiben und den mühsamen, z.T. durch Ehrenamtliche aufrecht erhaltenen Betrieb der JVS Moabit (für Kitas, Schulen, Flüchtlingskinder und -frauen) zu verbessern und zu sichern.

Für die SPD-Fraktion sprach Udo Sack. Er deutete den neuen § 124a im Berliner Schulgesetz so, dass pro Bezirk nur  e i n  Standort einer Jugendverkehrsschule notwendig sei. Er bedauerte, dass Frau Schrader nicht auf den Antrag „Bremer Straße zu einem ökologisch-sozialen-pädagogischen Nahraum entwickeln“ eingegangen sei. Den hatten SPD und Grüne im März 2016 eingebracht und abgestimmt, Drs. 2667/IV. Seine Fraktion warte auf das in diesem Antrag angeregte Gutachten, da werde man ja sehen, was für die JVS Moabit und die Verkehrsserziehung möglich ist.
Er beantragte, den Antrag der LINKEN „JVS Bremer Str. 10 sichern, nachhaltig entwickeln und Betrieb gewährleisten!“ ( Drs. 2786/IV), in den Hauptausschuss zu überweisen. Der Antrag Drs. 2792/IV (Infrastrukturkonzept …fortschreiben) dagegen solle sowohl in den Schulausschuss als auch in den Hauptausschuss überwiesen werden.

Für die CDU-Fraktion sprach Thorsten Reschke. Er dankte Frau Schrader für ihre sachliche Antwort und kritisierte den Umgang des hauptamtlichen Bezirksamtes mit den ehrenamtlichen BVVlern. Die CDU sei einverstanden mit der Überweisung des Antrags Drs. 2786 in den Hauptausschuss. Sie sei aber gegen die Überweisung des Antrags Drs. 2792/IV (Infrastrukturkonzept Mobilitätserziehung fortschreiben ….) in zwei Ausschüsse. Denn dann komme er nicht mehr in die BVV – vor Herbst 2016, dem Ende der Legislaturperiode!

Für die Piraten-Fraktion sprach Alexander Freitag: seine Fraktion unterstütze beide Anträge der LINKEN. Er betonte den erhöhten Bedarf an Übungs- und Lernmöglichkeiten für die Verkehrssicherheitserziehung der neu angekommenen ausländischen BürgerInnen.

Die Fraktion B90/Die Grünen äußerte sich nicht.

Frau Schrader erläuterte nun ihre beiden Anträge weiter. Dann wies Herr Sack auf die unterschiedlichen JVS-Ausstattungen in den Berliner Bezirken hin, behauptete sinkenden Bedarf wegen weniger SchülerInnen, verwies auf Finanzen (Konzept ausweiten = finanzpolitische Diskussion) und man solle doch die Ergebnisse der Bremer Straßen-Untersuchung („Gutachten“) abwarten.

Die beiden Anträge der LINKEN werden abgestimmt: Einstimmig überweist die BVV den Antrag: „JVS Bremer Str. sichern ….“ (Drs. 2786/IV) in den Hauptausschuss.
B90/Grüne und SPD entscheiden, dass der Antrag „Infrastrukturkonzept Mobilitätserziehung ….fortschreiben“ ( Drs. 2792/IV) in zwei Ausschüsse überwiesen wird: in den Schulausschuss und in den Hauptausschuss; die drei anderen Fraktionen stimmen gegen diese Doppelüberweisung.

                    Anmerkungen von BN-M
Das Schweigen der Grünen und das Vertrösten auf Ergebnisse des „Gutachtens zur Bremer Straße“ durch die SPD-Fraktion sowie das Abstimmungsverhalten der beiden Fraktionen signalisiert mir: sie spielen auf Zeit. Zermürbungstaktik gegenüber den engagierten JVS-FreundInnen. Grüne und SPD halten sich die Option offen, die JVS Moabit den Kindern – und darüberhinaus  Jung und Alt – wegzunehmen und zu bebauen  – nach der Wahl im September 2016 .

Ärgerlich ist auch Folgendes:
In der BVV am 16. Juni weist Udo Sack mehrmals auf das „Gutachten“ zur Bremer Straße infolge des rot-grünen Antrags vom März 2016 (Drs. 2667/IV) hin, dessen Ergebnisse doch abzuwarten seien.
Zwei Tage vorher, in seiner Sitzung am 14. Juni hat aber das Bezirksamt (Bürgermeister und die vier Bezirksstadträte) als Schlussbericht über den Antrag Drs. 2667/IV zur Kenntnis der BVV beschlossen (VzK 1687) , Seite 3:

Derzeit stehen keine personellen Ressourcen und keine bezirkseigenen Mittel zur Verfügung, um für den Nahraum Bremer Straße ein InfrastrukturKonzept mit intensiver Bürgerbeteiligung zu erstellen. ….“

Falls die Bezirksstadträtin ihre Fraktion über diesen Beschluss vom 14.6.16 nicht rechtzeitig informiert haben sollte (was ich nicht annehme), dann hätte sie – oder der federführende Baustadtrat – doch in der BVV am 16.6.16 klärend darauf hin weisen müssen, dass Udo Sacks Warten auf das Gutachten auf eine sehr lange Bank geschoben worden ist  ……………………..
Dieser Beschluss aus der BA-Sitzung vom 14.6.2016 wurde der BVV am 16.6.2016 zur Kenntnisnahme nicht vorgelegt – andere BA-Beschlüsse vom 14. Juni 16 aber doch!

Ich bin entsetzt und traurig über das Nebelwerfen der Schulstadträtin bei ihrer Antwort auf die Große Anfrage (Drs. 2787/IV)  und über das Leisetreten der Grünen.

B. Nake-Mann
23. Juni 2016

Jugendverkehrsschule Bremer Straße – von der Schließungsabsicht 2013 bis zur Schließungsablehnung 2016

Für alle die, die sich schnell über die Schließungsabsicht der Verwaltung, das vielfältige Bürgerengagement für Erhalt und Verbesserung der Moabiter Jugendverkehrsschule und das politische Poker um die JVS informieren wollen, veröffentliche ich hier eine tabellarische Übersicht.

150611_Rettet Plakat

B. Nake-Mann, 25. April 2016

„Infrastrukturkonzept Mobilitätserziehung“ ……………..im Schulausschuss

 

Protestierende Freunde der Jugendverkehrsschule Moabit begrüßten die eintreffenden Bezirksverordneten am Rathauseingang. Die meisten Ausschussmitgleider kamen allerdings durch den anderen Eingang, vom Parkplatz her.

Protestierende Freunde der Jugendverkehrsschule Moabit begrüßten am 11. Juni 15 die eintreffenden Bezirksverordneten am Rathauseingang. Die meisten Ausschussmitglieder kamen allerdings durch den anderen Eingang, vom Parkplatz her.

Einführung
Am 2. Juni 2015 hat das Bezirksamt Mitte (BA) eine Vorlage für das geplante Aus der Jugendverkehrsschule Moabit, Bremer Str. 10, beschlossen. Das Aus soll die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) demnächst durch ihre Beschlussfassung rechtskräftig machen.
Wesentliche Voraussetzung für das Bestreben des BA, die Jugendverkehrsschule (JVS) Moabit zu schließen, ist das „Infrastrukturkonzept für die Mobilitätserziehung im Bezirk Mitte“. Ein solches Konzept hatte die BVV gefordert, damit sie beurteilen kann, wieviele Jugendverkehrsschulen für die Verkehrssicherheitserziehung der Grundschulkinder im Bezirk Mitte nötig sind. Am 11. Juni stand „Information zum Beschluss des BA zur Aufgabe der JVS Bremer Str. 10 und Diskussion zum Infrastrukturkonzept für die Mobilitätserziehung im Bezirk Mitte“ auf der Tagesordnung des Schulausschusses.

Bericht
Der Schulausschluss legte zunächst fest, dass für dieses Thema insgesamt 45 Minuten zur Verfügung stehen sollten. Herr Golodni (CDU) beantragte, dass als Gast der Verkehrserziehungsobmann Herr Felsch gehört werden soll, Frau Schrader (LINKE) beantragte, dass weitere Gäste gehört werden sollten. Sie stellte auch klar, dass eine Behandlung im Juni-Ausschuss kein Vorgriff auf die normale Beratung nach Einbringung in die BVV sei. Herr Gün (SPD) beantragte, dass Gäste maximal 3 Minuten reden dürften. Das Beantragte wurde beschlossen.
Schulstadträtin Smentek legte eingangs Wert auf die Feststellung, dass der BA-Beschluss nicht die Zukunft der JVS Berolinastraße betreffe. ( Anm. BN-M: Die JVS Berolinastr. ist seit 2013 geschlossen, mit der Begründung, sie werde für Umbauarbeiten der Charlotte-Pfeffer-Schule gebraucht. Auch im Juni 2015 sind dort keine Umbauarbeiten im Gang. Im „Infrastrukturkonzept…“ wird eine künftige Revitalisierung der JVS Berolinastraße vage in Aussicht gestellt. Distanzierte sich Frau Smentek im Schulausschuss von ihren vagen Aussichten im „Konzept“ ?)

Im Kern, so Stadträtin Smentek, sei die Frage des Bedarfs kontrovers – wie viele JVSn braucht Mitte für eine angemessene Verkehrserziehung?
Und: das BA wolle nicht über den gesetzlichen Auftrag hinausgehen.
Dieser gesetzliche Auftrag sei in Berlin vage formuliert. (Leider wahr! Anm. BN-M).
Frau Smetek meinte, dass auch von der Senatsebene die Mobilitätserziehung unterstützt werden müsse, Unterstützung (vor allem finanzielle Art) vom Bildungs- oder Stadtentwicklungs- und Verkehrssenat zeichne sich aber nicht ab.

Frau Smentek hat Anregungen von anderen Bezirken wie Marzahn-Hellersdorf,
( n i c h t  aus der Bürgerbeteiligung!) aufgenommen, und die Möglichkeiten der „Mobilen Verkehrserziehung“ wohlwollend geprüft. Damit ist ein LKW gemeint, der mit Fahrrädern, Helmen, Verkehrszeichen, Absperrhütchen usw. bestückt ist und zu den Schulen fährt. Dort sollen auf den Schulhöfen dann die Fahrradübungen stattfinden. Finanzieren will Frau Smentek den LKW aus der „allgemeinen Rücklage für Lehrmittel“ – haushaltsneutral. Oder hat sie sich missverständlich ausgedrückt? Wer bezahlt den LKW-Fahrer?

E i ne   Jugendverkehrsschule mit verbessertem Angebot durch einen gemeinnützigen Träger – die in der Gottschedstraße – plus Schulhofüben mit Unterstützung der „Mobilen Verkehrserziehung“ – plus Üben auf geeigneten Straßen in der Schulumgebung – auf jeden Fall aber ohne die JVS Bremer Straße in Moabit – das ist das „Infrastrukturkonzept für Mobilitätserziehung im Bezirk Mitte“, wenn es die BVV so absegnen würde.

Zu dem Konzept passt aber nicht, dass von den 33 von Frau Smentek angefragten Grundschulen in Mitte nur ganze  z w e i   die Frage „Ist der Schulhof grundsätzlich geeignet?“ mit „Ja“ geantwortet haben. Insgesamt war der Rücklauf auf die Fragen der Schulstadträtin mit 12 Antworten mäßig. Herr Freitag, Piraten, wollte gern Kenntnis vom Anschreiben des Schulamtes erhalten; das sagte Frau Smentek zu.

Herr Sack (SPD) trug die Position seiner Fraktion vor: Sie unterstützt das Konzept der Schulstadträtin, begrüßt das „Potenzial Berolinastraße“ und die vorgesehene Nachnutzung der JVS Bremer Straße in Moabit.

Piraten und LINKE lehnen die Schließung der JVS Bremer Straße ab, die LINKEN bestehen auf drei schul- und wohnnahen Jugendverkehrsschulen in Mitte. B90/Grüne und CDU positionierten sich im Ausschuss nicht.

Herr Felsch, Grundschullehrer und Koordinator für die Mobilitätserziehung in Mitte, bedauerte, dass in den vergangenen drei Jahren keine Beteiligung der betroffenen Schulen stattgefunden habe:  Erst wurde die JVS Berolinastraße geschlossen und dann 2013 den Schulen mitgeteilt, dass auch die JVS Bremer Straße wegfallen solle. Die JVS Gottschedstraße ist wesentlich kleiner (das Gelände und der Schulungsraum) als die Bremer Straße. Die Saison für Übungen reicht von April bis Mitte November; wegen der Ferien stehen maximal 17 Wochen pro Schuljahr, d.h. 306 Unterrichtseinheiten à 1,5 Stunden in der Gottschedstr. zur Verfügung.
Eine Bedarfsberechnung dürfe nicht von einer Minimalnutzung ausgehen. Vier bis fünf Übungseinheiten sind für Kinder heute mindestens nötig, also 480, besser 600 Übungeinheiten.  E i n e   Jugendverkehrssschule für ganz Mitte reiche nicht. In den Zahlen von Frau Smentek seien auch nicht die privaten Grundschulen enthalten, die ebenfalls die JVSn nutzen. Reaktivierung der Berolinastraße hält Herr Felsch für unrealistisch, weil die SchülerInnen der Charlotte-Pfeffer-Schule das Gelände als Pausenhof nutzen.

Frau Smentek meint, wegen der Kapazitätsberechnungen möchte sie nochmal mit Herrn Felsch sprechen. Wie erkläre er sich aber, dass so wenige Grundschulen geantwortet haben? Anscheinend finden sie das Üben auf der Straße gut, folgerte Frau Smentek.

Zweite Gastrednerin ist Frau Pradel von der „Arbeitsgruppe Jugendverkehrs-schule“, die von der Stadtteilvertretung Turmstraße im Sommer 2014 gegründet wurde. Die Arbeitsgruppe hat im März 2015 eine umfangreiche Stellungnahme zum „Entwurf des Infrastrukturkonzepts Mobilitätserziehung“ der Schulstadträtin und den BVV-Fraktionen überreicht.  Diese konstruktive Kritik gilt immer noch. Die neue Idee der „Mobilen Verkehrsserziehung“ hält sie als ergänzendes Angebot für interessant, nicht als Alternative für die JVS Moabit; sie weist  darauf hin, dass nur   z w e i   der Grundschulen ihre Schulhöfe für geeignet halten.
Frau Pradel nennt auch einen neuen Gesichtspunkt: die schulische Inklusion. Übungsgelände, Schulungsraum und Toiletten sind in der JVS Bremer Straße barrierefrei erreichbar. In der JVS Gottschedstraße nicht. Das ist ein zusätzlicher Punkt, der auch für den Weiterbetrieb der JVS Bremer Straße spricht.

Dritte Gastrednerin ist B. Nake-Mann. Die Reaktivierung der Berolinastraße, im „Infrastrukturkonzept …“ und jetzt im Ausschuss von Frau Smentek in Aussicht gestellt, schätzt sie als irreführenden Lockvogel ein. Denn bei Beginn der Auseinandersetzungen um die JVS, im Sommer 2014, hat Frau Smentek darauf hingewiesen, dass auch nach dem Umbau der Charlotte-Pfeffer-Schule (mit sonderpädagogischem Förderschwerpunkt „Geistige Entwicklung“) das Gelände der ehemaligen Jugendverkehrsschule als Pausenhof genutzt werden müsse. Besondere Behinderungen (Autismus z.B.) erforderten Abstand und erlaubten keine Beeinträchtigung durch fremde, radfahrende Schulklassen, hatte Frau Smetek damals betont.
Für die bedauerlich geringe Resonanz der Schulen auf Frageaktionen des Schulamtes hat BN-M folgende Erklärung: die Schulen sind frustriert worden und entmutigt worden – und haben darüber hinaus ja übergenug zu tun. Wir (AG JVS) haben im Sommer 2014 erfahren: den Schulen war im Herbst 2013 lapidar mitgeteilt worden, dass die JVS Bremer Straße zum Jahresende 2014 geschlossen werde. Protestschreiben der Grundschulen ans Schulamt und an den Senat wurden abgespeist.
Weitere Beispiele für Entmutigungen sind uns bekannt.
Unsere eigene Umfrage an zehn Schulen hatte übrigens, trotz beginnender Sommerferien 2014, eine Rücklaufquote von 50%.  Alle schrieben: Wir brauchen die Jugendverkehrsschule Moabit!
Angesichts der Kürze der Redezeit trägt BN-M ihre vorbereiteten sechs Kritikpunkte am BA-Beschluss vom 2.6.15 nicht vor. Sie verteilt die Seite an Ausschuss und Stadträtin. Hier der Text.

Damit war die vorgesehene Zeit vorbei (der Ausschuss wollte bis 20 Uhr fertig sein) und die weiteren Wortmeldungen von Gästen kamen nicht dran. Schade, denn es wären noch ganz neue Gesichtspunkte zur Sprache gekommen. Ende des Berichts.

Verdächtiges Verfahren
Normalerweise wird eine Beschlussvorlage des BA in die monatlich tagende BVV eingebracht, dort eventuell „andiskutiert“ und dann von der BVV an die zuständigen Ausschüsse zur Fachberatung überwiesen. Die Ausschüsse beraten die Angelegenheit und geben das Anliegen mit einer „Beschlussempfehlung“ an die BVV zurück. Da auch die Ausschüsse monatlich tagen, ist eine Beschlussfassung über eine Vorlage des BA normalerweise frühestens einen Monat nach Erst-Einbringung in die BVV möglich.

Was hat es zu bedeuten, dass das „Infrastrukturkonzept für die Mobilitätserziehung …, Stand 22.5.15“ bereits vor Einbringen in die BVV von Stadträtin Smentek im Schulausschuss vorgestellt wurde?

Es drängt sich der Verdacht auf, dass die Beschluss-Vorlage des BA in die Juni-BVV am 18.6.15 eingebracht werden soll und dass dort ohne Beteiligung der Fachausschüsse abgestimmt werden soll. „Wir haben ja im Schulaussschuss schon darüber gesprochen“. Doch nicht nur der Schulausschuss müsste sich mit dem „Infrastruktur-Konzept“ und der sozialräumlichen Bedeutung der JVS Bremer Straße vertieft befassen, nach der Einführung im Ausschuss am 11.6.15. Auch der Stadtentwicklungsausschuss ist betroffen, der Ausschuss für Soziale Stadt, QM, Verkehr und Grünflächen ebenfalls. Und der Ausschuss für Bildung, Kultur und Umweltschutz muss sich unter dem Bildungsaspekt wie unter dem Aspekt der „Umweltgerechtigkeit“ mit der Bedeutung der JVS Bremer Straße – als Bildungseinrichtung und als grüne Oase im dicht bebauten Moabit – mit der Beschlussvorlage des BA vom 2.6.15 befassen.

Es bleibt zu hoffen, dass einsichtige BezirkspolitikerInnen darauf bestehen, dass die vielfältige und langfristige Bedeutung der JVS Bremer Straße für Moabit und Mitte in den Ausschüssen sachgemäß behandelt werden kann.

Am Rathauseingang steht die Skulptur „Der Ratgeber“ , am 11.6.15 mit dem Hinweis: Vorfahrt für Kinder! und: Stopp! Keine Schließung der Jugendverkehrsschule Moabit!

150611_ Guter Ratgeber

Brigitte Nake-Mann
14. Juni 2015