Archiv für den Monat Juli 2016

Ein begehbares Gedicht für Moabit

Am Freitagmorgen, 22. Juli, wurden MoabiterInnen im Westfälischen Viertel, in der Thusnelda Allee und im Quartier um die Markthalle bis zur St. Paulus Kirche durch einen weißen Schriftzug auf den Gehwegen überrascht. Wörter in schöner, großer Schreibschrift, alle schwungvoll miteinander verbunden. Die Fahrbahnen von Alt-Moabit und Turmstraße werden mit durchgehenden Strichen überwunden.

Staub im Streiflicht - Krezung Bochumer/Essener Straße

Staub im Streiflicht – Kreuzung Bochumer/Essener Straße

Wer innehält und sich einliest, erkennt poetische, kritische, lokalhistorische und aktuelle Aussagen. Beispielsweise auf der Essener Straße:

012 Brutalitäten

Brutalitäten als Fortschritt verrechnet

Brutalitäten als Fortschritt verrechnet

Ein Nachbar ruft mir am Morgen zu: Es geht am Bundesratufer los, an der Spree!

Die Spree im Rücken - der Flieder platzt auf

Die Spree im Rücken – der Flieder am Ufer platzt auf

Gegen Mittag gehe ich mit Fotoapparat zum Bundesratufer, zum Beginn, und dann die Dortmunder entlang, fotografiere dort und in der Elberfelder und der Essener Straße.

Blick: Elberfelder Straße Richtung Essener Straße

Blick: Elberfelder Straße Richtung Essener Straße

 Blick: Dortmunder Straße Richtung Elberfelder Straße

Blick: Dortmunder Straße Richtung Elberfelder Straße

 

015 Kr KrefdlDer schwungvolle Übergang von der Essener zur Krefelder Straße.

Vor der Heilandskirche wird auf den Namen „Thusnelda Allee“ angespielt.
In der Jonasstraße – unter anderem – eine provozierende Abwandlung des Slogans: Schwerter zu Pflugscharen.

Kirchenglocken zu Pflugscharen

Kirchglocken zu Pflugscharen

Uns BaumfreundInnen von der Bürgerintiative SilberahornPLUS gefällt, dass die Künstler immer wieder an Bäume erinnern, an die Wohltat begrünter Straßen, an Stadtbäume im Wechsel der Jahreszeiten.

009 Bäume016 Dach d Buche

Ich habe das Gedicht nur bis zur Ecke Bremer Straße/Waldenser Straße fotografiert.

Das Korrespondierende Mitglied der Bürgerinitiative SilberahornPLUS aber ist die gesamte Strecke bis zur St.Paulus Kirche gelaufen und hat den Text notiert.

Mehrmals wird er angesprochen: „Können Sie das lesen?“ oder: „Was steht denn da?“. Solche Fragen zeigen, dass leider viele Leute sich nicht die Zeit nehmen, selbst zu lesen, geschweige denn, sich von dem Gedicht berühren zu lassen.

Durch Zufall erfahre ich die Telefonnummer einer beteiligten Künstlerin und höre, dass am Freitagabend, 18 Uhr, beginnend vor der Buchkantine, eine Präsentation des Projekts geplant sei. Die Künstler nennen ihr Projekt „Häuserzeilen“ – ich fände „Gehwegzeilen“ treffender.

Ich meine, dass die Information der Moabiter BewohnerInnen über das „Häuserzeilen-Projekt“ per Presseerklärung des Bezirksamtes Mitte zu bürokratisch und zu introvertiert war. So nehmen an der Freitagabend-Präsentation vor allem „Kunstprojekt- Insider“ teil, nur ganz wenige AnwohnerInnen.
Es wurde versäumt, die Anwohner zu informieren, sie einzubeziehen und neugierig zu machen. „Fotografieren Sie das für die Polizei?“ wäre ich dann wohl nicht gefragt worden. Oder ich hörte schimpfen: „So eine Schweinerei!“ – mit Blick auf die – wasserlösliche – Schrift auf dem Bürgersteig.
Es gibt aber auch AnwohnerInnen, die sich über die schöne Schrift, die Idee und manche Formulierung freuen.
Die Wettergötter sind dem Projekt wohlgesonnen, noch hat es nicht geregnet. Schon fünf Tage lang kann man das  Gedicht lesen. Entziffern. Und wieder lesen. Sich Gedanken machen, was historische oder philosophische Anspielungen wohl bedeuten? Sich freuen über alltägliche Beobachtungen und ihnen zustimmen oder den provozierenden Behauptungen widersprechen. Hoffentlich noch ein paar weitere Tage.

Dank an  den Dichter Tobias Roth und die Künstlerin Sophia Pompéry!

025 Dank

26. Juli 2016, B. Nake-Mann
Postscriptum 29. Juli 2016: Am späten Nachmittag des 27. Juli bereiteten die Wettergötter dem Begehbaren Gedicht ein furioses Finale: Gewitterregenwasser „nahm die Kreide mit“, wie im Gedicht schon vorausgesehen. BN-M.

Ehrenamtspreis für Initiative Jugendverkehrsschule Moabit

Der CDU-Ortsverband Moabit zeichnet seit über zwei Jahrzehnten „ engagierte Bürgerinnen und Bürger Moabits, die sich im Sinne eines sozialen Miteinanders für die Menschen in Moabit und ihren Stadtteil aktiv einbringen“ mit seinem originellen Moabiter Wecker aus.

Volker Liepelt, der Ortsverbandsvorsitzende, betonte zu Beginn der Preisverleihung am 18. Juli 2016:  Anerkennung, Würdigung und Ermutigung ehrenamtlichen Engagements sind die Motive der Moabiter CDU für die Preisvergabe. Zugleich gelte: „Der Preis verpflichtet auch uns, die Moabiter CDU! Wir wollen die ehrenamtlich Engagierten weiterhin unterstützen, fordern Sie uns!“

Volker Liepelt, Vorsitzender des CDU-Ortsverbandes Moabit, bei der Verleihung der "Moabiter Wecker" an ehrenamtlich Engagierte, 18. Juli 2016

Volker Liepelt, Vorsitzender des CDU-Ortsverbandes Moabit, bei der Verleihung der „Moabiter Wecker“ an ehrenamtlich Engagierte, 18. Juli 2016

Unter den für 2016 ausgewählten fünf Gruppen ist auch die „Initiative Jugendverkehrsschule Moabit“. Doris C. und Harry Hensler vertraten die Initiative, Olaf Lemke (Mitglied der CDU-Fraktion in der BVV-Mitte) hielt die Laudatio: Als Vorsitzender des Schulausschusses sei er in den letzten zwei Jahren intensiv und immer wieder mit der vom Bezirksamt beabsichtigten Schließung der Jugendverkehrsschule Moabit befasst gewesen. Die Engagierten von der Initiative, besonders Frau C., hätten ihn und die CDU hartnäckig mit Informationen und Forderungen versorgt. Anders als die SPD-Schulstadträtin sei aber die CDU immer überzeugt gewesen, dass die Jugendverkehrsschule Moabit in der Bremer Straße für die Moabiter Kinder und Schulen und die Verkehrserziehung notwendig und unverzichtbar sei.

Doris C. dankte für den Preis mit folgenden Worte:
Die  ‚Initiative Jugendverkehrsschule Moabit‘  wurde im Sommer 2014
von Knut Pankrath, Brigitte Nake-Mann, Harry Hensler und mir gegründet.
Das Bezirksamt und die SPD wollten damals die Bremer Straße 10 – hier gegenüber der Arminiusmarkthalle – still und heimlich,
ohne BVV-Beschluss schließen (und das Gelände bebauen). Zu Ihrer Information: Im Juni 2014 hatte das Bezirksamt selbst beschlossen: keine weitere Verdichtung im hochverdichteten Moabit-West!
Genannte
Gründe für die Schließung waren:
o kein Geld
o keine Kinder
o kein Bedarf für Verkehrserziehung!

Nach zwei Demonstrationen und etlichen Social Media Kampagnen konnten wir die BVV vom Gegenteil überzeugen. Jeder weiß, dass die Realität heute, zwei Jahre später anders ausschaut!
Im März 2016 hat sich in der BVV eine Mehrheit gebildet: CDU, Linke, Piraten und Grüne haben den Schließungsantrag des Bezirksamtes abgelehnt!

Raten Sie mal, was das Bezirksamt jetzt macht. Ich gebe Ihnen allen einen Tipp: Ein Wort mit sechs Buchstaben: NICHTS.

Daher haben wir am 15.6.2016 den Verein „Freunde der Jugendverkehrsschule Moabit“ gegründet!
Heute freuen wir uns sehr über diesen Preis. Und eins ist ganz klar:

Wir nehmen Herrn Liepelt beim Wort. Nicht nur wir verpflichten uns pro Jugendverkehrsschule Moabit, sondern auch die CDU-Mitte. Wir freuen uns auf die tatkräftige Unterstützung der CDU in der BVV in der kommenden Legislaturperiode!“

(kursiv: Ergänzung des Redetextes von Doris C. durch BN-M).

19. Juli 2016, korr. 6.12.16  B.Nake-Mann