Am 15. Juli 2015 hatte das KoSP-Büro zu einem Baustellenrundgang in den östlichen Kleinen Tiergarten eingeladen. Die Uhrzeit 16 Uhr war passend gewählt: der Kfz-Verkehr der Nachmittags-Rushhour umtoste den gelichteten kleinen Park.
Freier Ausblick vom „neugestalteten Park“ auf die Stromstraße
Die Pkw, Busse, Lkw musste man nicht nur hören, sondern auch sehen und riechen. Ich fragte mich wieder, warum das Votum des Gartendenkmalspflegers „Innen licht, außen dicht“ (durch Sträucher) von Latz + Partner, vom Bezirk und vom Senat übergangen worden ist.
Man traf sich an der Stromstraße, aber die Führung startete am östlichen Ende des 7. Bauabschnitts. Erste Station mit Erläuterungen: die ehemalige große Sitznische (Teil des Gartendenkmals, Planungen von Willy Alverdes).
Herr Stegmeier und Herr Gruber erläutern: Die Öffnung zur Straße ist Bestandteil des Konzepts; das Gartendenkmals wird respektiert, indem die Begrenzungskanten der früheren Blumenbeete erhalten bleiben (Ehemalige Blumenbeete vor den ehemaligen Sitzbänken, die hier nicht wieder hinkommen). Der jetzige Bepflanzungszustand täusche, das ist hier nicht fertig, hier wird im Herbst noch gepflanzt, sagte Herr Stegmeier. (So dass die „schlafen gelegten Begrenzungskanten“ dann nur noch dem Röntgenblick der Wissenden ersichtlich sein werden, Anm. BN-M).
Hier an der ehemaligen großen Sitznische habe ich für die wenigen „Neuen“ unter den RundgangteilnehmerInnen, die die Diskussionen seit 2010 nicht kennen, mitgeteilt: „Es gab eine „Bürgerparkgruppe“, die hatte der Verwaltung angeboten, ehrenamtlich die Blumenbeete im Kleinen Tiergarten-Ost zu pflegen. Voraussetzung war: die Blumenbeete und Anlagen des Gartendenkmals werden respektiert.
Zum Beweis ihres Arbeitswillens habe diese Bürgerparkgruppe seit Herbst 2012 in den vier Sitznischen, dem ehemaligen Rosengarten und im Senkgarten gearbeitet: Wildkräuter gejätet, Falllaub und Unrat entfernt und Blumenzwiebeln versenkt. Sie hat ihr ehrenamtliches, unentgeltliches Pflegeangebot in einem Vertragsentwurf dem Bezirksamt im Frühjahr 2013 vorgelegt. Darauf erhielt die Bürgerparkgruppe nie eine Antwort von der Verwaltung. Die weitergeführten Planungen von Latz + Partner (in Abstimmung mit dem Bezirksamt, versteht sich) zeigten aber: kein Eingehen auf das Bürgerangebot. Daraufhin zog die Bürgerparkgruppe ihr Pflegeangebot im November 2013 zurück. Siehe hier.
Dass sie bis dahin über 500 Stunden unentgeltliche Pflegearbeit geleistet hatte, konnte ich nicht mehr erwähnen, denn Herr Preuss (KoSP-Büro) ergriff das Wort: Die Bürgerparkgruppe habe ja Unmögliches verlangt! Sie hätte darauf bestanden, dass alle Wasserspiele und Wasserbecken der ursprünglichen Alverdesplanung restauriert würden. Das könne der Bezirk ja unmöglich bezahlen.
Herrn Preuss‘ Darstellung des Angebots der Bürgerparkgruppe ist objektiv falsch.
Wer sich über die Absichten der Bürgerparkgruppe informieren will, folge diesem Link.

Juli 2015, Stand der Umgestaltungsarbeiten: Rest der Umrahmung eines Wasserbeckens im mittleren Gartenhof. Dort wollte die Bürgerparkgruppe Stauden und Sommerblumen pflegen.
Eine weitere „Informationsstation“ fand an den ehemaligen Gartenhöfen statt. Die beiden Latz-Mitarbeiter stellten ganz zutreffend dar, dass dort Willy Alverdes für die Moabiter angenehme Aufenthaltsmöglichkeiten geplant hatte: im Rücken eine schützende Mauer, vor sich Blumenbeete und Wasserbecken und Wasserspiele und von hier aus der Blick auf die große Wiese.
Den Blick auf die große Wiese soll es weiter geben. Aber von den drei Gartenhöfen bleibt nichts. Asphaltierte Verkehrsfläche oder wassergebundene Oberfläche (Tenne) ersetzen die früheren Blumenbeete. Eine schamhafte Erinnerung an die Alverdes-Planung sieht die Planung vor: ein Metallgestell des ehemaligen Wasserspiels und eine Beckenumrahmung werden seltsam auf der Fläche rumstehen.
Die von Willy Alverdes vorgesehene Regenschutzhalle haben Latz+Partner von Anfang an zur „luftigen Pergola mit erneuertem licht- und luftdurchlässigem Dach“ machen wollen. Die Gartendenkmalpflege konnte oder wollte sich nicht durchsetzen.
Mit Blick auf die erneuerte und mit Huckeln erweiterte Rollerbahn erläuterte Bauleiter Beissert die Technik der Entwässerung, die überall im Kleinen Tiergarten angewendet würde: in Rigolen wird das Niederschlagswasser aufgefangen, das von dort aus ins Erdreich versickert. Auch Latz + Partner weisen ja stolz darauf hin, dass vom Kleinen Tiergarten aus kein Niederschlagswasser (Regen, Schnee) in die öffentliche Kanalisation gelange, sondern im Gebiet selbst versickere.
Ich habe mir das am Beispiel Rollerbahn noch genauer angeschaut und zeigen lassen.
Währenddessen erläuterten die Mitarbeiter von Latz +Partner die Spielplatzplanung am östlichen Ende des Kleinen Tiergartens (und des Wettbewerbsgebiets). Haben sie erläutert, dass allein hier 18 oder mehr Bäume gefällt wurden? Betonumrahmungen, Asphalt, Sand und Kies dominieren künftig den Platz für Kinder.
Man kann ja noch nachvollziehen, dass die Bäume auf dem ehemaligen Rutschenhügel entfernt wurden, zusammen mit dem Hügel. Es lebe der Durchblick. Aber die beiden gesunden Ahornbäume dicht an der Mauer hätten Latz+Partner erhalten können, wenn sie gewollt hätten.

An der Mauer zum Kirchengrundstück: Spitzahorn Nr. 500 mit gelbem, Bergahorn Nr. A_319 noch mit olivgrünem Laub im Oktober
Auf dem Spielplatzgelände gab es zum Schluss eine interessante Kontroverse: Rudolf Blais hatte ein Protestplakat mitgeführt: Kostenexplosion von 4,6 Millionen auf 7,8 Mio Euro für die Umgestaltung von Kleinem Tiergarten/Ottopark !

Kostenexplosion bei der Umgestaltung des Kleinen Tiergartens und Ottoparks aus Mitteln des „Aktiven Zentrum Turmstraße“
„Was stimmt denn nun?“, fragte Susanne Torka, sie hätte von Kostensteigerung nur auf reichlich
5 Millionen gehört.
Ja, es hätte Kostensteigerungen gegeben, wegen des Denkmalschutzes, auch seien in den ursprünglichen Kostennennungen die Nebenkosten und Honorare nicht enthalten gewesen, alles sei sauber beantragt und begründet worden, sie hätten nicht mehr ausgegeben als geplant (Herr Gruber und Herr Stegmeier). Allerdings gibt es die Antwort des Senats auf eine Anfrage der Piraten im Abgeordnetenhaus zur Umgestaltung KTO: 7,8 Millionen Euro, Stand 2015. Als das vorgelesen wurde, meinte Herr Preuss: Nun ist das ja klar. Die Antwort des Senats kann man hier lesen.
B. Nake-Mann, 26. Juli 2015