B a u a b s c h n i t t 6 , am 8.5.2015
Lieber B.,
die Bauzäune wurden entfernt, so dass ich heute, vor der offiziellen Eröffnung morgen, einen Rundgang zum und um den „Senkgarten“ herum machen konnte.
Nicht überraschend war der Eindruck: der schmale Kleine Tiergarten ist zum Straßenbegleitgrün degradiert worden. Der Lärm der Hauptverkehrsstraße stört den Aufenthalt eines hörenden Menschen genauso wie vor dem teuren Umbau; jetzt aber sieht man auch die Autos, Busse und LKW. Du hast das von Anfang an auch – wie viele BürgerInnen – kritisiert. Aber der Wettbewerbssieger Latz+Partner wollte: Der Park soll „ideell bis zu den angrenzenden Häuserfassaden ausgedehnt werden“. Das ist gelungen.

Blick vom Park Café über den „Park“ zur Stromstraße und zur Straße Alt Moabit
Sitzt man im Park Café, hat man den Blick über die Stromstraße (40.000 Kfz/d) zu den Fassaden von Alt Moabit/ Ecke Stromstraße. Von BürgerInnen war vorgeschlagen worden, den vorhandenen Sträuchersaum dort zu verstärken, mit Fliedersträuchern. Die würden jetzt lilablau blühen ….

Fliederbüsche sollten die vorhandenen Büsche (z.B. Forsythia) verstärken, war BürgerInnenwunsch
Außerdem haben wir durch den teuren Umbau des Kleinen Tiergartens auch noch die „trauliche“ Nachbarschaft von Parkbänken und Parkplätzen.

Ruhebänke neben Autoparkplätzen entlang Alt Moabit
Der Wettbewerbssieger Latz+Partner beabsichtigte, über den „Senkgarten“ Gras wachsen zu lassen. Dass morgen (9.5.15) dort ein Wasserspiel wieder in Gang gesetzt wird, ist dem beharrlichen Einsatz des Landesgartendenkmalamts, von Dir und von Bürgerinitiativen zu verdanken.

Das Sprudelbecken soll wiederbelebt werden – mit Hilfe eines Sponsors – als einziges von vielen ursprünglichen Wasserspielen im Kleinen Tiergarten
Du weißt, dass es mir unbegreiflich ist, dass das Gartendenkmalamt die beabsichtigte Zerstörung der drei Gartenhöfe und der großen Sitznische im 7. Bauabschnitt hingenommen hat…..
Zurück zum aktuellen Bauabschnitt 6 und den unangenehmen Überraschungen, die ich dort heute erlebte: Es war den engagierten Bürgerinnen zugesagt worden, dass die wunderbare Dreier-Kombination von Zierapfelbäumen, nahe dem ehemaligen Rosengarten, wiederherstellt werden würde, da einer der Zierapfelbäume aus Altersgründen gefällt werden müsse. Diese Dreier-Kombination geht noch auf die Planung von Willy Alverdes zurück, haben wir von Dir erfahren.
Was sah ich heute? Es ist in der Gegend dort ein kleiner Zierapfelbaum gepflanzt worden – aber nicht als erkennbarer Teil der Dreier-Kombination. Und – noch viel schlimmer: in den dichten Laubschatten eines ausgewachsenen Ahornbaumes.

In den Schatten des zweistämmigen Ahornbaumes wurde ein Zierapfelbäumchen gepflanzt
Ähnlich: die Kolkwitzie aus dem Beet im ehemaligen Rosengarten ist, wie zugesagt nicht geschreddert sondern verpflanzt worden, aber ebenfalls unter das Laubdach eines großen Ahornbaumes.

Verpflanzter Zierstrauch Kolkwitzie im Baumschatten
So viel freigeräumter Platz – aber die Kolkwitzie wurde in den Ahornschatten gepflanzt. Als Erklärung fiel mir nur ein: Sabotage !
Denn: es gab doch wohl einen Pflanzplan, es gab einen Bauleiter vor Ort (für Latz +Partner), es gab einen Projektleiter (fürs Grünflächenamt des Bezirks Mitte) und es gab Dich als Berater fürs Gartendenkmalpflegerische …..
Etwas Erfreuliches habe ich heute auch gesehen: die verpflanzte Winterblüte (Chimonanthus 😉 ) gedeiht an ihrem neuen Standort; sie hat sogar ein paar Früchte angesetzt (ob das außer mir jemand wahrnehmen wird ?) ….
Wirst Du dich dafür einsetzen, dass das neue Zierapfelbäumchen und die Kolkwitzie einen anderen, sonnigen Standort bekommen?
Noch was Verrücktes: im Senkgarten ist aus den Alverdes’schen steinernen „Skat-Gruppen“ jeweils ein Hocker entfernt worden. Der eigentlich dritte Hocker steht unmotiviert in einiger Entfernung rum. Ist das endgültig? Ist das ernst gemeint?

Verrückte Steine
Weitere Auffälligkeiten: das ungeschützte Blumentheater,

BürgerInnen hatten vorgeschlagen, das Blumentheater durch Sträucher zu schützen, damit es nicht als Treppe zum Senkgarten benutzt wird
der Schnurbaum Nähe Ecke Stromstraße,

Ist er baustellengeschädigt? Der Schnurbaum am Mittelweg hat schon neues grünes Laub!
die Wurzel der Linde nahe dem Park Café …..

Abgetrennte Wurzel, um ein Gefälle zum Gully herzustellen
Herzliche, baum- und strauchfreundliche Grüße,
Brigitte
8. Mai 2015
Nachtrag am 9. Mai, nachdem ich beim heutigen Rundgang nachfragen konnte:
1. Der blühende Strauch unter dem Ahorn ist keine umgepflanzte Kolkwitzie, sondern eine neue Pflanzung, und zwar ein Zierapfel.
2. Beide neue Zierapfelbäumchen stehen zwar unter Laubdach, aber auf der Südseite.
3. Der Schnurbaum wird jetzt täglich gewässert, man hofft, dass er noch austreibt, Baumaßnahmen als Schädigung kämen nicht in Betracht.
4. Ja, die Lindenwurzel wurde abgeschnitten, vor dem Umbau war dort eine Wegkante; schön sähe die Situation nicht aus.
BN-M, 9.5.2015