7. Bauabschnitt Kleiner Tiergarten

Der Bauzaun steht, bald werden Motorsägen und Schreddermaschinen eingesetzt werden. Wertvolles und Schönes wird weggemacht, obwohl es auch im teuer umgebauten Kleinen Tiergarten nicht gestört sondern weiter erfreut hätte:

Im Frühling, im Sommer, im Herbst, im Winter – immer bot das Gartendenkmal Kleiner Tiergarten wechselnde Blüh- und Farbstimmungen,  vor allem dank der wunderbaren Kompositionen von Willy Alverdes in den 1950/60er Jahren.

Beispielsweise dieser Anblick im Herbst:

Ensemble aus Eiche, Schwarzkiefer und Birke im Herbst

Ensemble aus Eiche, Schwarzkiefer und Birke im Herbst      (Anklicken vergrößert

Bronzelaub der Stieleiche, Dunkel der Schwarzkiefern, weißer Stamm und gelbes Laub der Birke. (Nr. 544 B+, A_253 B, A_259C ).

Diese Bäume sollen nach dem bisherigen Plan wegfallen. Die Birke war wohl geschwächt, weil an ihrem Fuß asphaltiert wurde,  und ist jetzt sturmgeschädigt. Man könnte eine Ersatzpflanzung leicht versetzt im Rasen vornehmen.

Aber Latz+Partner, obwohl Landschaftsarchitekten, haben offenbar keinen Blick für die vorhandenen Qualitäten des Kleinen Tiergartens als grün-bunte Oase in Moabit.
Sie schätzen das Gartendenkmal Kleiner Tiergarten nur theoretisch und einleitend hoch ein (z.B. im Erläuterungsbericht KTO, Stand 5.9.13). Praktisch missachten sie es dann bei ihren Planungen (abzulesen an den weggeplanten Banknischen, Gartenhöfen und dem schützenden Sträuchersaum).

Hainbuche am südlichen Rad der Gartenhöfe im Frühling

Hainbuche am südlichen Rad der Gartenhöfe im Frühling

Die drei Gartenhöfe  machen Latz +Partner zur Verkehrsfläche, mit Billigung der Bezirksverwaltung,  und pflastern deshalb die ehemaligen Wasserbecken und Blumenbeete zu.  Schattenwurf auf Beete kann hier also von den Planern nicht zur Rechtfertigung  von Fällungen vorgebracht werden.  Trotzdem soll die prächtige Hainbuche, Nr. 528, mit B= gut bewertet und langer Lebenserwartung: 45+  “herausgenommen” werden, “um auch besonntere Bereiche in diesem Bereich anbieten zu können.”

 Hier verdeckt die Eiche Nr. 544 den Kirchturm von St. Johannis:

Eiche Nr. 544 am Sandspielplatz im Herbst

Eiche Nr. 544 am Sandspielplatz im Herbst

Wahrscheinlich ist die Stieleiche Nr. 544 (Bewertung B+,  sehr gut! Lebenserwartung 70+) den Planern deshalb im Weg, weil sie bei einem bestimmten Standort die Sicht auf den Kirchturm von St. Johannis verdeckt. Tritt man aber  nur ein paar Schritte zur Seite, kann man den Kirchturm über Baumwipfeln wunderbar sehen.

 

Blick über die große Wiese zum Kirchturm von St. Johannis

Blick über die große Wiese zum Kirchturm von St. Johannis

Blick zur Kirchturmspitze – der Baumschatten links stammt von einer “historischen” Buche – nicht von der Eiche Nr. 544 !

Doch die Eiche soll auch deshalb weichen, weil die große Wiese im Kleinen Tiergarten auf Planerwunsch  noch größer erscheinen soll. Die Eiche Nr. 544 steht aber ziemlich am Rand der Wiese und „stört“ den Blick von Moabiter ParkbesucherInnen kaum. Sie ist als Schattenspenderin im Sommer willkommen und auch unter ihrem Laubdach wächst der Rasen. Bürgerinitiativen kämpften bis zuletzt  um ihren Erhalt.

An der Mauer zum Kirchengrundstück: Spitzahorn Nr. 500 mit gelbem, Bergahorn Nr. A_319 noch mit olivgrünem Laub im November

Spitzahorn und Bergahorn im Herbst, an der Mauer zum Kirchengrundstück

Spitzahorn und Bergahorn im Herbst, an der Mauer zum Kirchengrundstück

Am östlichen Ende des Kleinen Tiergartens  zur St. Johanniskirche hin soll eine Spiellandschaft für Kinder und Kleinkinder entstehen.  Aus Platz- und Sichtgründen wird geplant, den mit Ziersträuchern und Bäumen bestandenen Rutschenhügel abzutragen. Deshalb sollen dort 13 (dreizehn) Bäume allein für den neuen Sandspielplatz  gefällt werden! Der Sandspielplatz wird  dann mit Beton und Asphalt eingefasst.

Für die Fällung von zwei weiteren Bäumen, die ganz am Rand vor der Mauer zum Kirchengrundstück stehen, gibt es im Fall Bergahorn Nr. A_319 überhaupt keine Begründung (von den Planern).  Und im Fall Spitzahorn Nr. 500 ist das Argument „Besonnung“ aufgrund des Standortes  abwegig. Beide Bäume sind mit B = gut bewertet, Lebenserwartung  40+ Jahre.
Im November zeigten Spitzahorn und Bergahorn noch schöne gelbe bzw. olivgrüne Laubfärbung, während die benachbarte Gledischie schon ohne Blätter war.

„Bäume sorgen dafür, dass wir uns in der Stadt wohlfühlen“ lässt Berlins Stadtentwicklungssenator jetzt wieder plakatieren und für Baumspenden werben.

Der Berliner Senat für Stadtewntwicklung und Umwelt wirbt für Baumspenden

Der Berliner Senat für Stadtentwicklung und Umwelt wirbt für Baumspenden             (Anklicken vergrößert)

Mehr Respekt und  Pflege für die vorhandenen Bäume im Kleinen Tiergarten wünschen sich viele MoabiterInnen. Aber das Bund-Länder-Programm  Aktive Zentren  „spendet“  Millionen für die Umgestaltung des Parks und die Vernichtung  von gesunden, schönen Bäumen.

Dieser Beitrag ist teilweise eine Wiederholung meines Beitrages „Bäume retten im Kleinen Tiergarten“  vom Februar 2014.

B. Nake-Mann, 21. Jan. 2015