Jugendverkehrsschule Bremer Straße – Dieser Übungsplatz ist immer noch unverzichtbar

In der November-Nummer der „ecke turmstraße“  (Herausgeber Bezirksamt Mitte, Stadtentwicklungsamt) schreibt die Redakteurin auf S. 10  über die „Debatte um den Verkehrsschulgarten“ und gibt pädagogische Zweifel wieder, dass heutzutage Verkehrsschulgärten überhaupt noch zeitgemäß seien.
Deshalb wiederhole ich hier meinen Bericht vom  30. September 2014: mit meinen Beobachtungen und Schlüssen, wie wichtig  ein geschützter Übungsraum für Kinder in Moabit und Tiergarten ist.  Ebenso die Erweiterung der Öffnungszeiten und Verbesserung der Betreuung:

Heute konnte ich einer Gruppe von Viertklässlern beim Üben in der JVS Bremer Straße zusehen. Die Lehrerin wurde von einem Erzieher und einem Praktikanten unterstützt. Abwechselnd standen „Trockenüben“ im Unterrichtsraum und Fahrpraxis auf dem Gelände an. Die Kinder hatten Spaß dabei, aber es war auch richtig anstrengend für sie. Denn das Fahrrad beherrschten nicht alle sicher. Besonders das Handzeichengeben vorm Abbiegen war bei einigen mit unsicherem Wackeln auf dem Rad verbunden. Wenn die Ampel auf Rot sprang, hatten einige Mühe, rechtzeitig und sicher anzuhalten. Oder sie hatten überhaupt Mühe, den sicheren Abstand zum Vordermenschen einzuhalten. Natürlich gab es auch einige routinierte kleine RadlerInnen, die zügig flitzten – dabei aber kaum auf die Verkehrszeichen achteten.

Übung macht bekanntlich die MeisterInnen – diese Grundschulkinder müssen noch viel üben, bevor sie sicher im Straßenverkehr mit dem Fahrrad unterwegs sein können. Die schulischen Unterrichtsstunden reichen dafür nicht. Sie müssen auch am Nachmittag und am Samstag und in den Ferien, mit Anleitung, auf dem Gelände der Jugendverkehrsschule üben können. „Freies Fahren“ heißt so ein Angebot beispielsweise in der JVS Steglitz.

Geschicklichkeit üben und Verkehrsregeln beachten - gar nicht so leicht!

Anders als in ambitionierteren Bezirken hat der Bezirk Mitte leider die Potentiale seiner drei Jugendverkehrsschulen in den vergangenen Jahren nicht genutzt (freundlich ausgedrückt).  Jetzt soll nur noch eine Jugendverkehrsschule, die in Wedding, überhaupt übrig bleiben. Warum gelang es anderen Bezirken, engagierte Träger zu finden, Mitte aber nicht? „Wir haben uns bemüht, vergeblich“, ist die Antwort aus dem Schulamt.

Aber es steht ein erfahrener Träger bereit, der auch ein attraktives Angebot an Öffnungszeiten und Aktivitäten für die Jugendverkehrsschule Bremer Straße organisieren würde.  Im Wedding soll er das tun.  In Moabit nicht.

Würden die BefürworterInnen der Abgabe und Bebauung der JVS Moabit doch einmal den Schulkindern beim Fahrradfahrenüben mit offenen Augen und mit Empathie zusehen! Wer würde dann noch behaupten, diese Kinder aus Moabit oder Tiergarten brauchten den geschützten Platz zum Üben nicht? Sie brauchen ihn auch außerhalb der Schulzeiten, damit sie sicher im Fahren und dann sicher im Beachten der Verkehrsregeln werden. Einige brauchen auch die Fahrräder und Helme dort, weil sie (noch) kein eigenes Fahrrad haben. Und sie brauchen die engagierten Betreuer dort, weil manche Eltern ihren Kindern das sichere Fahrradfahren leider nicht beibringen können.

„Ich soll demnächst mit den Kindern „Realitätsüben“ praktizieren, auf der Straße.  Wie soll das gehen? Unser Schulhof ist nicht geeignet. Wir brauchen diesen Übungsplatz hier!“ sagte mir heute beim Abschied vor der Jugendverkehrsschule Moabit die Lehrerin.

Zurück zur Schule - Eine Unterrichtseinheit dauert nur 90 Minuten

 

30.9.2014 / 13.11.2014       B. Nake-Mann