Am 11. Febr. 2014 wird sich der Petitionsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses mit der Petition zum Kleinen Tiergarten befassen. Wir hoffen, dass schöne, gesunde Bäume vor der Fällung bewahrt werden, die aus planungsästhetischen Gründen ( z.B. Sichtachsen) oder aus Scheingründen auf der Fällliste von Latz+Partner stehen (z.B. mehr Sonne für Blumen, die aber gar nicht geplant sind). Ich zeige einige Beispiele für über 50 inakzeptable Fällabsichten. Den KT-Ost-Plan, Stand 23.9.2013 findet man hier.
1.
Mit einem erfreulichen Beispiel fange ich an: Silberahorn Nr. 339 im Senkgarten und der Silberahorn Nr. 365 am östlichen Rand des Senkgartens wurden nach Bürgerprotesten, -eingaben und schließlich nach dem Einspruch des Gartendenkmalschutzes von der Fällliste genommen (Stand Sommer 2013).
2.
Aber: „Dafür müssen“ laut Latz+Partner zwei Silberahorn-Bäume im Süden des Senkgartens gefällt werden, für bessere Sonneneinstrahlung in den Senkgarten. Dort sollen aber lt. L+P gar keine Rosen oder ähnliche sonnenhungrige Pflanzen gepflanzt werden.
Bürgerinitiativen protestieren besonders gegen die Fällung des Silberahornbaumes Nr. 376 am Südrand des Senkgartens, weil er mit „ B = gut, erhaltenswert“ vom Baumgutachter Dr. Neumann bewertet wurde.
Dieser Silberahorn ist vom Boden aus vierstämmig, zeigt also das typische Bild des Silberahorns (Acer saccharinum ‚Wieri’), der meist mehrstämmig ist. Er ist der Charakterbaum der Parkplanungen der 1950/60er Jahre. Die Silberahornbäume im Kleinen Tiergarten wurden alle von Gartenamtsdirektor Willy Alverdes vorgesehen. Auf einer alten Ansichtskarte mit dem Senkgarten kann man drei junge Silberahornbäume entdecken.
Gänzlich unbegründet (mit Schattenwurf oder Lebensdauer) ist es, den Silberahorn Nr. 343 zu fällen (mit B = gut bewertet, Lebenserwartung 40+). Denn er steht nördlich des Senkgartens, beschattet ihn also zu keiner Tageszeit. L+P behaupten falscherweise, er beschatte den Senkgarten und bedränge die Fontanesien (Konkurrenz).
3.
Anscheinend akzeptieren L+P nur „historische Bäume“ (aus dem 19. Jahrhundert), für andere finden sie vielfältige Fällbegründungen.
So wollen sie auch die relativ junge Esche, Nr. A_279, nördlich des Rosengartens fällen. “ …um den Bezug zum Park wieder herzustellen.“ Sie ist mit B = gut bewertet und hätte noch eine lange Lebensdauer (länger als die Planer, es sei denn, sie werden 110 …). Die Esche könnte an ihrem Platz weiter gut gedeihen. Seit der Fällung eines benachbarten, kranken Ahornbaumes hat sie überreichlichen Lichtraum – Lichtmangel ist sonst ja gern ein Fällargument der Planer.
4.
Südlich des ehemaligen Rosengartens steht ein weiterer relativ junger Baum, Nr. A_280, ein Bergahorn, mit B= gut bewertet und langer Lebensdauer. Parkbesucher werden an heißen Sommertagen seinen Blätterschutz vermissen, wenn sie auf den Bänken am Rosengarten sitzen – oder dort dann eben nicht.
5.
Im Frühling, im Sommer, im Herbst, im Winter – immer bietet das Gartendenkmal Kleiner Tiergarten (noch) wechselnde Blüh- und Farbstimmungen, vor allem dank der wunderbaren Kompositionen von Willy Alverdes in den 1950/60er Jahren.
Beispielsweise dieser Anblick im Herbst:
Bronzelaub der Stieleiche, Dunkel der Schwarzkiefern, weißer Stamm und gelbes Laub der Birke. (Nr. 544 B+, A_253 B, A_259C ).
Diese Bäume sollen nach dem bisherigen Plan wegfallen. Wenn die Birke wirklich schlecht wächst, weil an ihrem Fuß asphaltiert wurde, dann könnte man eine Ersatzpflanzung leicht versetzt im Rasen vornehmen.
Aber Latz+Partner, obwohl Landschaftsarchitekten, haben offenbar keinen Blick für die vorhandenen Qualitäten des Kleinen Tiergartens als grün-bunte Oase in Moabit.
Sie schätzen das Gartendenkmal Kleiner Tiergarten nur theoretisch und einleitend hoch ein (z.B. im Erläuterungsbericht KTO, Stand 5.9.13). Praktisch missachten sie es dann bei ihren Planungen (siehe Sitznischen, Gartenhöfe und schützender Sträuchersaum).
6.
Die drei Gartenhöfe machen L+P zur Verkehrsfläche und pflastern deshalb die ehemaligen Wasserbecken und Blumenbeete zu. Schattenwurf auf Beete kann hier also von den Planern nicht zur Rechtfertigung von Fällungen vorgebracht werden. Trotzdem soll die prächtige Hainbuche, Nr. 528, mit B= gut bewertet und langer Lebenserwartung: 45+
„herausgenommen“ werden, „um auch besonntere Bereiche in diesem Bereich anbieten zu können.“
7.
Wahrscheinlich ist die Stieleiche Nr. 544 (Bewertung B+, sehr gut! Lebenserwartung 70+) den Planern deshalb im Weg, weil sie bei einem bestimmten Standort die Sicht auf den Kirchturm von St. Johannis verdeckt. Tritt man aber nur ein paar Schritte zur Seite, kann man den Kirchturm über Baumwipfeln wunderbar sehen.

Blick zur Kirchturmspitze – der Baumschatten links stammt von einer „historischen“ Buche – nicht von der Eiche Nr. 544 ! (Anklicken vergrößert das Bild)
Doch die Eiche soll auch deshalb weichen, weil die große Wiese im Kleinen Tiergarten auf Planerwunsch noch größer erscheinen soll. Die Eiche Nr. 544 steht aber ziemlich am Rand der Wiese und „stört“ den Blick von Moabiter ParkbesucherInnen kaum. Sie ist als Schattenspenderin im Sommer willkommen und auch unter ihrem Laubdach wächst der Rasen. Bürgerinitiativen kämpfen um ihren Erhalt.
8.

An der Mauer zum Kirchengrundstück: Spitzahorn Nr. 500 mit gelbem, Bergahorn Nr. A_319 noch mit olivgrünem Laub im November (Anklicken vergrößert)
Am östlichen Ende des Kleinen Tiergartens zur St. Johanniskirche hin soll eine Spiellandschaft für Kinder und Kleinkinder entstehen. Aus Platz- und Sichtgründen wird geplant, den mit Ziersträuchern und Bäumen bestandenen Rutschenhügel abzutragen. Deshalb sollen dort 13 (dreizehn) Bäume allein für den neuen Sandspielplatz gefällt werden! Der Sandspielplatz wird dann mit Beton und Asphalt eingefasst.
Für die Fällung von zwei weiteren Bäumen, die ganz am Rand vor der Mauer zum Kirchengrundstück stehen, gibt es im Fall Bergahorn Nr. A_319 überhaupt keine Begründung (von den Planern). Und im Fall Spitzahorn Nr. 500 ist das Argument „Besonnung“ aufgrund des Standortes abwegig. Beide Bäume sind mit B = gut bewertet, Lebenserwartung 40+ Jahre.
Im November zeigten Spitzahorn und Bergahorn noch schöne gelbe bzw. olivgrüne Laubfärbung, während die benachbarte Gledischie schon ohne Blätter war.
9.
„Bäume sorgen dafür, dass wir uns in der Stadt wohlfühlen“ ließ Berlins Stadtentwicklungssenator voriges Jahr plakatieren und für Baumspenden werben.
Mehr Respekt und Pflege für die vorhandenen Bäume im Kleinen Tiergarten wünschen sich viele MoabiterInnen. Aber das Bund-Länder-Programm Aktive Zentren „spendet“ Millionen für die Umgestaltung des Parks und die Vernichtung von mehr als 50 gesunden, schönen Bäumen.
10. Febr. 2014 , B.N-M